Die Apostel baten den Herrn: »Stärke unseren Glauben.« Aber der Jesus sagte: »Wenn euer Glaube nur so groß ist wie ein Senfkorn, könnt ihr diesem Maulbeerbaum befehlen: ›Zieh deine Wurzeln aus der Erde und verpflanze dich ins Meer!‹ –und er wird euch gehorchen.«
Die Jünger habe eine Bitte, ein Anliegen: Jesus, stärke unseren Glauben! Denn es wäre doch so schön, ganz sicher im Glauben zu sein. Für Sie doch auch oder? Wenn etwas Bedrohliches vor einem liegt, wünscht man sich doch, dass der Glaube die Angst und Sorge nehmen kann.
Oder wenn Trauriges hinter einem liegt, eine Beerdigung, die einen aufwühlt. Dann fragt man sich: Kann Gott uns nicht mehr Vertrauen schenken und noch viel mehr Trost! Stärke unseren Glauben.
Die Jünger wussten oder ahnten, dass sie Jesus bald verlieren würden. Und mit ihm hatten sie auch Angst, ihren Glauben zu verlieren. Es ist wie bei einer bedrohlichen Erkrankung: man ahnt, dass die Lebenszeit begrenzt ist. Wie jetzt leben? Wie jetzt glauben!? Also eine wirklich brennende Frage – damals wie heute. Stärke unseren Glauben in dieser sorgenvollen Zeit.
Und dann die Antwort Jesu, die ich zuerst als Zurückweisung empfinde: wenn du Glauben auch nur wie ein Senfkorn hättest, könntest du Bäume versetzen. Naja, dann ist mein Glaube wohl noch kleiner als ein Senfkorn, denn Bäume kann ich, so leid es mir tut, nicht versetzen. Auch Berge nicht.
Andererseits und mit Verlaub: mein Glaube und auch Ihrer ist doch nun wohl schon so groß wie ein kleines Senfkorn!! Da ist doch was, was wir Glauben nennen! Also der Glauben ist vielleicht kein riesiger Felsen, aber doch bitteschön, groß wie ein kleines Senfkorn.
Darum möchte ich die Worte Jesu anders deuten. Es reicht eben genau dieser Senfkornglaube, um etwas zu bewegen. Das ist schon ein Anfang. Der Glaube kann schließlich noch wachsen. Das finde ich tröstlich und aufbauend. „Stärke unseren Glauben!“ Und Jesus sagt: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn – und das haben wir ja – dann kann viel passieren. Dann werdet ihr begleitet und ermutigt. Dann könnt ihr auch Dinge erleben, mit denen ihr nie und nimmer gerechnet hättet. Wenn es auch kein Baum ist, der sich versetzt, so mag es vielleicht sein, dass ihr über euren eigenen Schatten springen könnt oder was ganz Neues anfangt. Dass eine schwere Aufgabe doch bewältigt wird und sich eine Krise zum Guten entwickelt. Damit sollen wir rechnen oder auch darauf hoffen.
Hüten wir also unseren Glauben und lassen ihn wachsen wie ein Senfkorn.
Amen.