Hiob ist elend. Das Leid und Blutvergießen in der Welt und eigene Schicksalsschläge machen ihn ratlos und verzweifelt. Wie kann Gott dies zulassen?? Gut, er hat Freunde, die an seiner Seite sind. Aber sie scheinen nach Gründen zu suchen, warum es eben genau Hiob getroffen hat. Das macht ihn noch fertiger. Er will von Gott eine Antwort.
Und er ruft mit dem alten Gebet (Ps 43):
„Schaffe mir Recht, Gott!“
Gott soll also Richter sein.
Aber Gott ist auch Angeklagter! Ein ungeheuerlicher Vorgang! Aber der einzige Weg.
Hiob klagt an.
Wollen wir an Hiobs Seite sein als seine Freunde? -
Oder fühlen wir uns wie Hiob als Kläger?
Im Moment könnte man schon auch klagen: wie soll das jetzt weitergehen mit Corona? Ein Restaurantbesitzer erzählte von seinen aufgebrauchten Ersparnissen. Und jetzt?
Im Moment könnte man schon auch klagen: wie soll das jetzt weitergehen mit Corona? Ein Restaurantbesitzer erzählte von seinen aufgebrauchten Ersparnissen. Und jetzt?
Wer verliert seine Arbeit bei Baker Hughes? Und was dann?
Manchmal will ich mit Hiob anklagen. Ein Kind stirbt in Hannover direkt vor dem Kindergarten. Das darf doch nicht sein?!?
Wenn wir auf dem Stuhl von Hiob sitzen, dann will er: „Schreibe meine Worte in Stein.“ Die Worte sollen erhalten bleiben und nicht irgendwo verhallen. Und wenn wir sie bis heute hören und lesen, dann sind sie ja wie in Stein geschrieben. Ich finde das gut. Denn sie bringen bis heute die Verzweiflung von Menschen zum Ausdruck. Das tut gut. Sie bringen zum Ausdruck, dass wir das Leiden niemals verstehen werden, dass wir Schicksale nie erklären können und dass wir da auch Schwierigkeiten mit Gott haben. Gott sei‘s geklagt. „Schaffe mir Recht!!“
Es wird erzählt von einem frommen Mann, dessen Tochter lebensbedrohlich erkrankte. Der Mann verschwand in seinem Zimmer und schloss sich ein. Nach Stunden erst kam er wieder heraus. Seine Familie fragte, was er denn die ganze Zeit gemacht habe? Und er sagte: „Ich habe Gott seine Verheißungen um die Ohren gehauen.“ Ja, das muss man auch mal machen. Mit Gott gegen Gott klagen. Das ist ein möglicher Weg. Den geht Hiob. „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“, sagt ein anderer, Jakob, beim Kampf mit Gott. (Gen 32). Und in diesem Kampf kommt Hiob – wie Jakob – zu der Erkenntnis:
„Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt,
und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben.
Nachdem meine Haut noch so zerschlagen ist,
Nachdem meine Haut noch so zerschlagen ist,
werde ich doch ohne mein Fleisch Gott sehen.
Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen.
Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.“ (Hiob 19,26)
Hiob lässt sich auch im Leid tragen.
Amen.