Predigttext für Pfingstsonntag (31. Mai 2020) Apg 2,1-18

Sat, 30 May 2020 19:30:31 +0000 von Bettina Kopplin

Die Jünger waren zu einem Fest in Jerusalem zusammen. Sie hatten sich zurückgezogen. Sie wussten nicht, wie es jetzt weitergehen soll mit ihrem Glauben oder mit ihrer Glaubensgemeinschaft. Ich stelle mir vor, dass alle ziemlich ratlos waren. Sie steckten in einer Krise, also an einem Wendepunkt. Es war viel passiert und irgendwie fehlte die Einordnung, was man davon halten soll. Da war der Tod Jesu und seine Auferstehung. Jetzt auch noch die Himmelfahrt, von der einige berichteten. Aber wie soll es denn nun weitergehen? Jesus aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn. Viele Erinnerungen an eine aufwühlende und wunderbare Zeit mit Jesus. Und nun? Etwas bedröppelt stelle ich mir die Freunde Jesu vor. 
Und dann folgt die Geschichte, wie der Hl. Geist alle erfüllt. 
 
Als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Und sie verstanden sich trotzdem.
Das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist »Und es soll geschehen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alle Menschen; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Alten sollen Träume haben. (Apostelgeschichte 2)
 
Der Heilige Geist: Gott in seiner luftigsten Form: der belebende, verbindende Geist Gottes. Man spricht eine Sprache, man versteht jedes Wort. Das also ist Gottes Antwort auf die Krise. Ganz schön kreativ von Gott. Kein weiterer Mensch, der nun helfen soll, keine Schrift, die man lesen muss. Nein, der Hl. Geist ist da. 
Krisen machen kreativ. Die Jünger waren in einer Krise. Und Gott hatte eine kreative Idee. 
Wenn ich an unsere jetzige Krise denke, hoffe ich auch auf kreative Ideen. Es soll und wird etwas Neues entstehen. Oft fühlen wir uns wie die Jünger, die dasitzen und nicht weiterwissen. Doch dann kommt eine erfrischende Lösung. 
Welche Idee hat Sie in den letzten Wochen erfreut und überrascht?? 
Eine Krise ist nicht schön oder erwünscht. Aber es entstehen neue Gedanken, unerwartete Lösungen. Und Gott selber mischt sich ins Geschehen ein. Er hat da noch einen Joker in der Tasche: sein Geist. Das ist ja das, was keiner sehen kann, aber doch da ist. Das ist das, was keiner wegnehmen oder verbieten kann. Die Gedanken sind frei. Der Hl. Geist auch. Was kann Gottes Geist? Wir lesen in der Apg, dass sich alle in ihrer Sprache verstehen. Das ist ja schon mal viel. Was sie sagen, ist auch nochmal von Bedeutung: sie reden nicht davon, wie sie einen möglichst hohen Turm bauen können, um so zu sein wie Gott. Nein, sie loben Gott. Sie danken ihm für seinen Beistand und seine Hilfe. Sie danken ihm für die Befreiung aus Sklaverei und Enge. In dieser Sprache verstehen sich alle. Das ist schön und kostbar. Solche Momente erleben wir nicht alltäglich. Nicht immer weht der Geist Gottes und macht uns zu einer glücklichen Menge. Aber hin und wieder tut er das. Das muss reichen. Augenblicke der perfekten Gemeinschaft, Minuten des himmlischen Friedens sind das. Das schenkt Gott – weil er es für eine gute Idee hält. Er will, so sagt es schon das erste Testament, dass junge Menschen weissagen, also auch in die Zukunft sehen können. Und er will, dass alte Menschen Träume haben. 
Haben Sie noch oder wieder Träume? Ich wünsche Ihnen die Erfüllung dieser Träume – in Gedanken oder im wirklichen Leben. Träume sind voller schöner Bilder. Da kann man überallhin. Da kann man überall sein. Das tut gut. Das tröstet und baut wieder auf. 
Da ist man nicht betrunken oder verrückt. Da hat man nur eine neue Spur im Leben entdecken können, Dank Gottes Hilfe. 
Und gerade weil wir Gottes Geist schon erfahren haben, wie er uns emporhebt aus der Enge des Lebens, singen und beten wir: Komm, Gott, Schöpfer, Heiliger Geist! Und weil wir nicht singen dürfen, müssen wir halt summen.
Krisen machen eben kreativ. 


Amen 
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