Liebe Gemeinde!
Nun sind wir beim letzten Abschnitt der Josefsgeschichte angekommen. Das Finale sozusagen. Wir haben in den Wochen davor gehört von Verrat unter Geschwistern, von Intrigen, von Machtgelüsten und Sehnsucht nach Anerkennung. Wie ist der Schluss im 1. Buch Mose gestaltet? Worauf soll es hinauslaufen?
Die 12 Brüder treffen in Ägypten wieder aufeinander. Der Vater, Jakob, ist gestorben. Die Brüder haben Angst, dass Josef vielleicht nur den Tod des Vaters abgewartet hat, um sich dann doch noch an ihnen zu rächen für das Leid, dass sie ihm als 17 Jährigen angetan haben. Man merkt: All die Jahre muss das in ihnen gegärt haben. Das schlechte Gewissen war geblieben, das Unbehagen über das eigene Tun. Sie wollen Josef – auch im Namen des verstorbenen Vaters – bitten, dass er ihnen vergibt. Und Josef beginnt zu weinen. Er sagt kein Wort. Es wird auch nicht klar, warum er weint. Weint Josef, weil er begreift, dass sie Angst vor ihm haben und ihn das verletzt? Weint er, weil er begreift, dass die Brüder noch immer gefangen sind in der eigenen Schuld, während er frei ist von der Last der Vergangenheit?
Oder bricht nach all den Jahren noch einmal die ganze Erniedrigung durch, die er erlebt hat, die ganze Angst? Was hat er auch durchgemacht! Im Brunnen allein. Dann bei fremden Menschen, die ihn weiter verkauften wie ein Stück Vieh. Die kurze Erholung in Potifars Haus. Dann die Nachstellungen von dessen Frau, die Anschuldigung, sie belästigt zu haben und die darauf folgenden Jahre im Gefängnis. Ein Trauma für jeden Menschen! Zu lange hat er all das vielleicht verdrängt, weil das neue Leben als rechte Hand des Pharao, der Erfolg und das Glück, die Familie wieder um sich zu haben, so dominant wurden. Aber es gibt sie, solche Momente im Leben, in denen etwas aufbricht, was lange in uns gegärt hat, unterdrückt wurde und plötzlich an die Oberfläche drängt.
Warum Joseph weint, bleibt Spekulation.
Josefs Reaktion auf die Bitte der Brüder, ihnen zu vergeben, kann als Ziel der ganzen Geschichte gesehen werden: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.“ (1.Mose 50,20) – damit ist die ganze Geschichte von ihrem Ende her in ein weiteres Licht gerückt: Es geht um den Erhalt des Volkes Israel durch Gott, der es erwählt hat. Gott zeigt sich als stärker als das menschlich böse Tun. Das ist seine Botschaft.
Oder bricht nach all den Jahren noch einmal die ganze Erniedrigung durch, die er erlebt hat, die ganze Angst? Was hat er auch durchgemacht! Im Brunnen allein. Dann bei fremden Menschen, die ihn weiter verkauften wie ein Stück Vieh. Die kurze Erholung in Potifars Haus. Dann die Nachstellungen von dessen Frau, die Anschuldigung, sie belästigt zu haben und die darauf folgenden Jahre im Gefängnis. Ein Trauma für jeden Menschen! Zu lange hat er all das vielleicht verdrängt, weil das neue Leben als rechte Hand des Pharao, der Erfolg und das Glück, die Familie wieder um sich zu haben, so dominant wurden. Aber es gibt sie, solche Momente im Leben, in denen etwas aufbricht, was lange in uns gegärt hat, unterdrückt wurde und plötzlich an die Oberfläche drängt.
Warum Joseph weint, bleibt Spekulation.
Josefs Reaktion auf die Bitte der Brüder, ihnen zu vergeben, kann als Ziel der ganzen Geschichte gesehen werden: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.“ (1.Mose 50,20) – damit ist die ganze Geschichte von ihrem Ende her in ein weiteres Licht gerückt: Es geht um den Erhalt des Volkes Israel durch Gott, der es erwählt hat. Gott zeigt sich als stärker als das menschlich böse Tun. Das ist seine Botschaft.
Das heißt nicht, dass Gott das Böse, den Verrat, die Gemeinheit der Brüder wollte oder brauchte! Nein, das nicht. Gott braucht nicht das Böse als dunklen Untergrund für seine helle Botschaft. Aber über das Böse hinweg bleibt Gott bei seinem Ziel: ich erhalte euch. Auch nach schwerer Schuld gibt es ein neues Leben. Da hört man schon das neutestamentliche Leben heraus. Der Tod Jesu und seine Auferstehung sagen ja auch: nach Kreuz und Schuld darf und kann neues Leben beginnen.
Bei Josef und seinen Brüdern wird so ein neues, freies Leben möglich. Das gelang erst nach vielen Jahren. Auch das ist etwas, was einen nachdenklich stimmt. Wie oft werden Ereignisse erst nach vielen, vielen Jahren benannt und aufgedeckt?! Aus Scham oder Angst wird etwas nicht erzählt. Auch Josef vertraut sich ja nicht seinen Brüdern an, als die ihn um Hilfe bitten. Er versteckt sich weiterhin hinter der Fassade des mächtigen Ägypters. Erst wenn beide Seiten das Gefühl haben, sie können sich öffnen, tun sie es auch. Beide Seiten haben die Waffen niedergelegt. Nur so kann es Gut werden, wie es im Text heißt. Und beide Seiten sehen wohl auch die Verheißung Gottes: er will es gut machen. Er will heilen und die Sehnsucht stillen.
Vielleicht ist das auch eine gute Perspektive auf unser eigenes Leben. Es ist ein schöner Ausblick, dass wir am Ende doch hoffentlich sagen können: trotz aller Umwege und Krisen in meinem Leben: es war alles gut so. Von der langen Josefsgeschichte lerne ich: Ja, Gott gedachte, es gut zu machen. Wenn man das auch über das eigene Leben sagen kann, ist das ein Segen.
Amen.
Vielleicht ist das auch eine gute Perspektive auf unser eigenes Leben. Es ist ein schöner Ausblick, dass wir am Ende doch hoffentlich sagen können: trotz aller Umwege und Krisen in meinem Leben: es war alles gut so. Von der langen Josefsgeschichte lerne ich: Ja, Gott gedachte, es gut zu machen. Wenn man das auch über das eigene Leben sagen kann, ist das ein Segen.
Amen.