Kurzfassung der Predigt für diesen Sonntag „Kantate“ (Singt) 10. Mai 2020

Sat, 09 May 2020 19:17:38 +0000 von Bettina Kopplin

© Pn. Seelemeyer
Vorwerker Gemeindeglieder vor 20 Jahren
Liebe Lesende!
Heute dürfen wir wieder Gottesdienste in unseren Kirchen feiern. Aber vielleicht kann und mag nicht jeder in die Kirche kommen, darum hier eine kurze Fassung der Predigt für diesen Sonntag „Kantate“ (Singt). 
 
Im 2.Buch der Chronik im Alten Testament steht: „Damals versammelte Salomo die Ältesten Israels, alle Stammeshäupter in Jerusalem, um die Lade des Bundes des HERRN heraufzuholen aus der Stadt Davids in den Tempel.“
 
Haben Sie auch gleich ein Bild vor Augen, wenn Sie diesen Satz lesen? … 
Es gibt ein Foto, wo viele Vorwerker die Gegenstände für den Gottesdienst wieder aus der Grundschule – die war ja Ausweichquartier während der Bauzeit - in das nun neue Gemeindezentrum tragen. Das ist jetzt 20 Jahre her. Das war wahrscheinlich ähnlich feierlich wie hier im Alten Testament beschrieben. Allerdings waren in der Lade damals die originalen 10 Gebote – damit konnte man im Jahr 2000 natürlich nicht aufwarten. Aber es war bestimmt ein fröhlicher Moment, als man wieder in das eigene Gotteshaus einziehen konnte. Da wurde viel gesungen und nach dem Gottesdienst ordentlich Kaffee und Kuchen genossen. Oh ja – das würden wir heute auch gerne! 
Was soll man heute über Kantate  - also „Singt“ - nachdenken, wenn wir nicht singen dürfen!? 
Nun ja, klar, es gibt Schlimmeres als nicht singen zu dürfen.
Zunächst können wir ja froh sein, dass wir wieder Gottesdienst feiern dürfen. Halten wir uns also daran fest, was geht und nicht daran, was nicht geht. Immerhin hören wir die Orgel und beten wieder gemeinsam Psalmen oder das Vater Unser. Darüber bin ich schon froh. 
 
Wie geht es nun weiter im Buch der Chronik, in dem der Predigttext steht: 
Und alle Ältesten Israels kamen und hoben die Lade auf, und sie trugen die Lade hinauf, alle heiligen Geräte, und als die Priester, die Sänger waren, mit Zimbeln und Harfen östlich vom Altar standen, und die Sänger wie ein einziger Mensch eine einzige Stimme anzustimmen hatten, um den HERRN zu loben, da wurde das Haus von einer Wolke erfüllt.
Angesichts der Wolke aber konnten die Priester nicht hinzutreten, um den Dienst zu verrichten, denn die Herrlichkeit des HERRN hatte das Haus Gottes erfüllt.
 
Was für eine witzige Pointe am Schluss dieser alten Erzählung! Die Priester konnten nicht zum Altar finden, weil eine Wolke alles verhüllte. „Wo Gott anwesend ist, müssen die Priester Pause machen,“fasst ein Theologieprofessor (Alexander Deeg) augenzwinkernd zusammen.
Der weihevolle Klang der Kirchenmusik ruft Gottes Gegenwart im Raum hervor, aber die Priester müssen schweigen. Ein interessanter Schluss dieser Erzählung. Kein Priester, keine Liturgie ist nötig oder möglich, wenn Gott den Raum erfüllt. Dann braucht es nichts anderes als Gott allein. Ein schöner Gedanke. Vielleicht reicht das manchmal. Wie war es in den letzten Wochen? Wir konnten keine richtigen Gottesdienste feiern. Aber wir waren da. Und Gott war auch da. Ich konnte diese Nähe Gottes spüren in diesem kleinen Kreis, den wir hier manchmal gebildet haben. Manchmal waren wir traurig, manchmal fröhlich angesichts der Sonne, des Gebets, der Stille. Wir wurden nicht an der Religionsausübung gehindert. Sie fand anders statt. Auch die neuen Wege im Internet oder mit der guten alten Post waren ein schönes Zeichen der Anwesenheit Gottes. Er hat uns nicht vergessen. Wir haben immer Wege gefunden, ihm Platz zu machen. 
 
Hier im Buch der Chronik wird mit einer Stimme gesungen. Das ist schön. Auch wenn man mit einer Stimme spricht. Dann ist Gott da. Dann ist sein Frieden spürbar. Als 1945 der Krieg zu Ende war, haben alle Menschen mit einer Stimme gesprochen oder gesungen: Gott sei Dank, es ist Frieden!
Frieden soll sein. Am besten der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft. Darüber können und sollen wir singen, beten, sprechen oder schweigen. Die Form macht es nicht. Nicht die Sitzordnung in der Kirche oder das Aufstehen oder Sitzenbleiben, sondern der Klang der einen Stimme, die Gott ruft und hört. Hier in Vorwerk und überall auf der Welt.
Amen.
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