Ev.-luth. Matthäus-Kirchengemeinde Celle-Vorwerk

„Das ist kein Hundertmeterlauf, das ist ein Marathon.“
Diesen Satz sagte ein kluger Kopf vor einem Jahr. Der Satz war eine Aussage zu der Corona-Pandemie. Es wird ein Marathon. Man wollte es noch nicht glauben. Ich jedenfalls nicht. Nun wurden wir eines Besseren belehrt. Es ist ein Marathon. Er hat Phasen, wo es besser zu laufen geht. 
Letzten Sommer z.B. ging es doch ganz gut. Die Zahlen niedrig, Gottesdienste draußen, man konnte sich mit anderen treffen. Und die Hoffnung war groß, das Ziel nun bald erreicht zu haben. 
Doch wie wir bald merkten, kamen in dem Marathon jetzt erst die großen Berge und heftigen Regenstürme! Es macht keinen Spaß mehr. Die Seele tut weh. Man hat sich wund gelaufen. Soll man aufgeben? 
Nein, diesen Marathon kann man nicht aufgeben. Man kann nur gucken, ob man langsamer läuft, oder sich nur auf den Augenblick konzentriert. Manchmal hilft es auch, daran zu denken, dass andere die Strecke auch geschafft haben. Trotz der Mühen und Strapazen. Was gibt einem Kraft? Der Bibeltext lädt ein, auf die Menschen zu bauen, die den Marathon schon gelaufen und ans Ziel gekommen sind. 

„Wir sind also von einer großen Menge von Zeugen wie von einer Wolke umgeben. Darum lasst uns alle Last abwerfen, besonders die der Sünde, in die wir uns so leicht verstricken. Dann können wir mit Ausdauer in den Lauf ziehen, der vor uns liegt.2Dabei wollen wir den Blick auf Jesus richten.“ So steht es in einem Brief an die Hebräer, den wir heute zu lesen bekommen.   

Die Adressaten des Schreibens sind müde. Glaubensmüde. Ermattet. Wo ist die anfängliche Begeisterung? Wo ist der Schwung? Da gibt es Enttäuschungen und Zweifel. Da wird man belächelt. Der Glaube ist ein täglicher Kampf. Er ist nicht einfach da und verfügbar. 

Tröstlich ist hier die Rede von der Wolke von Zeugen, die vor uns da waren. Sie sind nicht verschwunden. Sie umgeben uns noch heute. Das ist sehr schön. Wir leben und laufen im hier und jetzt und werden doch genährt von Menschen, die vor uns schon geglaubt und gehofft haben. Vielleicht ist da eine Großmutter, die so tröstlich und zuversichtlich zu einem sprechen konnte. Vielleicht sind es Lieder, die schon vor 300 Jahren geschrieben wurden und so viel Kraft ausstrahlen. Sie umgeben uns wie eine Klangwelt aus älterer Zeit. „Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege Lauf und Bahn; der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“ Das höre ich gerne. Und wer in die Weite des Himmels schauen kann an einem sonnigen Tag, merkt, wieviel Kraft einem das gibt.
 Jesus gehört auch in die Wolke der Zeugen. Von ihm steht in dem Brief an die Glaubensgemeinschaft: „Dabei wollen wir den Blick auf Jesus richten. Er ist uns im Glauben vorausgegangen und wird ihn auch zur Vollendung führen. Er hat das Kreuz auf sich genommen. Und nun sitzt er auf der rechten Seite von Gottes Thron.3Denkt doch nur daran, welche Anfeindungen er ertragen hat. Dann werdet ihr nicht müde werden und nicht den Mut verlieren.“ Hilft es Ihnen, mal auf Jesus zu sehen? Was hat er erlitten? Wie wurde auch er von Verzweiflung geschüttelt?! Und doch ging er weiter. Gott trug ihn weiter, wo er selber nicht dran glaubte. Jesus ist ein Glaubenszeuge. Er gehört auch in die Wolke der Glaubenden vor uns. Der Dichter Kurt Marti sagt es so: 

„Glauben? Hie und da.

Doch ohne den Glauben anderer nicht einmal hie und da.“

Lassen wir uns also von der Wolke der Glaubensvorgänger begleiten und tragen. Da fällt Ihnen bestimmt einer ein. You never walk alone. Du gehst niemals allein. Wer vor uns schon in einer Krise weitergegangen ist, schenkt uns heute Wurzeln.

Dafür gibt uns Gott Brief und Siegel und Zeugen. 
Amen