16.08.2020 Vorwerk Josef und seine Brüder Teil 5, „Macht“ Gen 44 und 41

Sat, 15 Aug 2020 18:49:36 +0000 von Bettina Kopplin

„Joseph war Machthaber in Ägypten geworden. Als seine Brüder sich vor ihm auf den Boden warfen, erkannte er sie sofort. Aber sie erkannten ihn nicht. Joseph dachte an früher. „Ihr seid Spione“, sagte er streng.“ (1. Mose 42)


Warum macht Joseph seinen Brüder Todesangst? Warum reizt er seine Macht bis zum Siedepunkt aus? Vielleicht ist das seine Art, mit dem umzugehen, was ihm seine Brüder angetan hatten. Spätfolgen der Eifersucht, die schon in der Kindheit weh tat. Kennen Sie das? Auf Rache sinnt dann das Herz.


Aber die Brüder haben sich geändert. Sie stehen füreinander ein. Und sie stellen sich ehrlich dem, was zur Debatte steht. 


Das rührt einen an. Joseph spürt das. Das Füreinander-Einstehen der Brüder rührt ihn an. Ein sehr intimer Moment. Josef schickt alle anderen aus dem Raum, als er sich zu erkennen gibt. Er weint, seine Brüder weinen. Keiner wird sich mehr gegen den anderen erheben. Und es findet eine große Versöhnung und Vergebung statt. Ein happy end nach einer sehr langen Geschichte. 


Heute geht es um das Thema Macht. Uns fallen gleich Staatsführer ein, die ihre Macht mißbrauchen: Kim Jong Un, Erdogan, Putin, viele afrikanische Herrscher. Macht lockt wie Gold. Man ist oben in der Nahrungskette; keiner kann einem was. Verlockend. Auch Joseph hat seine Macht spielen lassen. Er konnte leben und sterben lassen, wie ihm grad zu Mute war.


Wer Macht hat, steht immer in der Gefahr, sie auszunutzen. Wir müssen uns das immer wieder klarmachen. Auch als Eltern und als Verantwortliche in unserer Gesellschaft. Jeder Chef, jede Ministerin hat Macht. Und das hat ja nicht nur schlechte Seiten. Macht heißt auch: Potential. Da kann man etwas zum Guten bewegen. 


Wenn ich an die Schöpfungsgeschichte denke: Gott hat uns Macht gegeben, auf der Erde zu leben. Er beauftragt uns, über die Erde zu herrschen, aber auch sie zu bebauen und zu bewahren. Ich sehe das so: Gott schenkt uns Macht, aber er zeigt uns auch die Grenzen auf. Auch in dieser Geschichte sehe ich das. Gott schenkt Joseph ein großes Potential. Und Joseph ernährt damit ganz Ägypten mit seiner klugen Planung. Ohne Josephs Macht wären alle Ägypter und Israeliten verhungert. 


Das Ziel dieser Episoden? Josef sagt es so: "Gott hat mich nach Ägypten gesandt, um viele Menschen am Leben zu erhalten." 
Und so klingt das Ziel Gottes immer wieder durch: er will und wird am Leben erhalten. Das gilt den Brüdern hier rund um Josef, das gilt den menschlichen Wegen überhaupt: Gott will am Leben erhalten. Dazu hat er die Macht, die größer ist als unsere Vernunft. Das müssen und dürfen wir neidlos anerkennen. Gott ist eine höhere Macht. Daran hält sich Josef und daran dürfen wir uns halten, weil es uns guttun wird. 


Amen.
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